Routiniers der Blasmusik 2021 in Schongau
Dank professioneller Vorbereitung durch Max Kriesmair und optimaler Unterstützung durch Franz Landes und Arthur Keck war das siebte Treffen der „Routiniers der Blasmusik“, diesmal in Schongau, ein beeindruckendes Erlebnis. Das gilt in gleicher Weise für den musikalischen Teil unter Leitung von Gottfried Veit, dem ehemaligen Landesdirigenten von Südtirol, der ein forderndes Repertoire für eine ausgewogene Besetzung zusammengestellt hatte, wie für das touristische Begleitprogramm.
So erlebten die Begleitpersonen eine hoch interessante Führung durch und um die historische Schongauer Altstadt. Die Stadträtin Kornelia Funke berichtete beim Rundgang über Geologie und Entstehung des Schongauer Berges durch Auswaschung durch den Lechumlauf und die besondere Situation der Stadt als Handelsplatz an der historischen Römerstraße von Italien nach Augsburg und der Salzstraße von Berchtesgaden ins Allgäu. Sie führte die Gruppe über die weitgehend erhaltene Stadtmauer, innerhalb derer im Mittelalter die „ehrbaren“ Leute, u.a. Handwerker und Kaufleute wohnen durften. Sie erzählte aber auch über den Scharfrichter Kuisl, den Oliver Pötsch in seinen Romanen von der Henkerstochter verewigt hat. Im „Ballenhaus“ war der Blick in den historischen Ratssaal ein Höhepunkt. Die Einrichtungen der Heilig-Geist-Spitalstiftung waren weitere Herzeigeobjekte auf dem Weg durch die Altstadt.
Musiker und Begleitungen lernten am Nachmittag den Auerberg kennen und manche erinnerten sich an die Bergrennen aus früherer Zeit. Nach der Führung durch die Kirche konnte eines der ca. 200 gebauten Führer-Schwenktüren-Autos angeschaut werden, das der Auerberg-Mesner voller Stolz sein Eigen nennt. Eine Wanderung über den Milchweg mit Abschluss auf der Schönegger Käsealm rundete den Tag ab.
Ein breitgespanntes Programm von er „Festmusik Nr. 1“ von Karl Pilss/Herbert Ebenbichler über die Festouvertüre „König Laurin“ von Gottfried Veit, den Marsch „Mir sein die Kaiserjager“ und die „Toccata for Band“ von Frank Erikson bis hin zur Polka „Fuchsgrabenpolka“, dem Walzer „Über den Wellen“ von Juventino Rosas/Simon Felderer und dem Marsch „Unter dem Doppeladler“ von Franz Josef Wagner forderte die Orchestermitglieder. Phrasierung, Tempi-Wechsel und Dynamik waren Schwerpunkte der Probenarbeit. Nicht „technische Computermusik und Wiedergabe von Noten“ verlangte Gottfried Veit, sondern „Musizieren mit Herz, Kopf und Hand“, also das individuelle Interpretieren der Kompositionen in der Orchestergemeinschaft. Da gilt es „zu hören und zu empfinden“. Darauf legte er auch schon beim Einspielen wert, das in verschiedenen Tonarten vom Vierachtel bis zum Zwölfachtel-Takt erfolgte. Ein Konzertwalzer müsse „schwingen wie Glockenläuten, aber nicht schunkeln“ so Veit.
Erfolgreich unterstützt wurden die 47 aktiven Routiniers von zwei jugendlichen Schlagzeugern der Stadtkapelle Schongau. Im Gegensatz zu 2020, wo das Abschlusskonzert in Bodenmais Corona-bedingt nur noch im Probensaal vor wenigen Zuhörern erfolgen konnte, fand es in Schongau bei strahlendem Sonnenschein auf dem gut bevölkerten Marienplatz statt. Es gab reichen Beifall von den Zuhörern, die auch eine Zugabe forderten. Gottfried Veit erläuterte dazu, dass anstelle einer einstudierten Zugabe „Der Kaiserjager Marsch“ noch einmal vorgetragen werde.
Vizepräsident Franz Donauer erläuterte in seiner Konzertmoderation u.a. die Bedeutung des Projekts „Routiniers“ für Musikanten ab 55 Jahren, die nach einer Spielpause wieder einsteigen oder auch einmal in einem Umfeld außerhalb der eigenen Kapelle musizieren wollen. Besonders bedankte er sich für die hohe Pünktlichkeit und die außerordentliche Probebereitschaft aller Teilnehmer, die der Dirigent Gottfried Veit nur bestätigen konnte.
Der Termin für die Routiniers 2022 liegt bereits fest. Viele der heurigen Teilnehmer haben den 14. bis 16. Oktober in Schongau bereits vorgemerkt. Zum Abschluss soll in der Wieskirche ein Festgottesdienst musikalisch umrahmt werden. Im Anschluss daran ist ein Standkonzert vorgesehen, bei dem alle sieben von den Routiniers geprobten Märsche gespielt werden. Die Anmeldung für 2022 wird ab Mitte August möglich sein und auf der MON-Website angekündigt.
Franz Donauer